Traum und Analyse: "Fallen" Der Traum:
Ich sitze mit Freunden im Kino und sehe einen dieser neuartigen 3D-Filme, für die man diese spezielle Brille aufsetzen muss. Der Film heisst "Oben im Himmel". Der Kinosaal ist überfüllt, deshalb bauen die Betreiber des Kinos im Foyer eine provisorische Leinwand auf
und stellen eine Reihe Stühle hin. Mich nervt die 3D-Brille, sie will nicht recht passen und verrutscht immer. Der Film beginnt: 3 Fallschirmspringer sind sprungbereit an der Luke eines Flugzeuges.
Der Wind pfeift ihnen um die Nase, sie warten auf das Kommando zum Absprung. Plötzlich kann ich den Film beeinflussen, ich habe Angst und deshalb bestimme ich, dass die drei nicht springen.
Nach dem Film gehe ich durch die Stadt, nein ich "gehe" nicht, ich kann fliegen. Allerdings nur langsam und schwerfällig, so wie schwimmen. Auch kann ich nicht nach oben fliegen, bleibe immer einen Meter über dem Boden.
Die Traumtafel: [Traumtafel einblenden] Die Analyse:
![]() ![]() Der Einstieg in den Traum zeigt den aktuellen seelischen Standpunkt. Wie ist der? Nun, es sind reichlich patriarchale Symbole vorhanden: "Oben", "Drei", "Flugzeug", "Himmel". Der Träumer befindet sich psychisch also im P-Bereich ![]() ![]() ![]() Auch auf der Traumtafel ![]() Typisch sind diese Träume, wenn der Träumer aufgrund gesellschaflicher Zwänge oder/und beruflicher Anforderungen gezwungen ist, seine "natürliche" Seite zu vernachlässigen. Sollte dieser Zustand andauern, ist das Auftreten seelischer (und evtl. auch körperlicher) Symptome wahrscheinlich. Auf jeden Fall aber bedeutet es ein herber Verlust von Lebensqualität. Die Psyche weiß das natürlich, und so existieren Persönlichkeitsanteile, die versuchen einen Ausgleich herzustellen: Die natürlich-emotionale Seite soll stärker werden. Woher wissen wir das? Der Traum zeigt es uns: "Mich nervt die 3D-Brille, sie will nicht recht passen und verrutscht immer." Übersetzt: Sein Leben im Sinne einer der Natur abgewandten partriachalen Dressur zu führen passt nicht mehr zu den Bedüfnissen des Träumers. Es steht also ein seelischer Stellungswechsel an. Das heisst, die Bedürfnisse, Ansprüche, Überzeugungen und Werte sind im Begriff sich zu ändern. Es ist ein klassischer P/M-Konflikt ![]() Doch hier bleibt es nicht bei der Darstellung des Konfliktes, dieser Träumer leistet schon seelische Arbeit - er ist im Begriff seine Persönlichkeit zu entwickeln. Auch das zeigt der Traum: Die P-Potenzen (die Fallschirmspringer) sind nicht festzementiert, sie sind sprungbereit. Das heisst, die Psyche ist bereit und stark genug, sich auf Veränderungen einzulassen. Änderungen Richtung M-Potential ![]() Aber eine solche Entwicklung ist "gefährlich", denn in unserer Leistungsgesellschaft wird es nicht akzeptiert, wenn man sich ihren Prinzipien entgegenstellt. Wenn der Fallschirm nicht aufgeht, wird der Träumer beruflich und gesellschaftlich "abstürzen". Ausserdem sind patriarchale Werte im Gewissen verankert, und wenn man gegen Gewissensinhalte verstößt drohen seelische Schmerzen: das schlechte Gewissen. Es ist also für die Psyche des Träumers nicht ohne Risiko, seine Lebenseinstellung zu verändern. Deshalb wird die Veränderung nur unverbindlich eingeleitet: Der Träumer sitzt nicht selbst im Flugzeug, die Traumpsyche schickt Seelenführer ![]() Ein bisschen M-Fähigkeit hat der Träumer dennoch erlangt. Die P-Anteile wurden in Frage gestellt und somit geschwächt, zudem hat die Psyche eine Veränderung ausprobiert. Das allein schon schenkt dem Träumer eine Erweiterung seiner Persönlichkeit. Die P-Potenzen sind zwar noch stark und möchten die Psyche höher auf die rational-spirituelle Ebene heben (die "Bodenhaftung" ist nicht mehr gegeben), den neu erworbenen M-Fähigkeiten gelingt es aber schon, den Aufstieg zu verhindern: "Auch kann ich nicht nach oben fliegen, bleibe immer einen Meter über dem Boden." Dass die P-Wertigkeit abgenommen hat sieht man auch daran, dass das Fliegen mühsam ist: "Allerdings nur langsam und schwerfällig, so wie schwimmen." Die P-Potientiale mussten also Federn lassen zu Gunsten von M-Potential. Fazit: Der Träumer erlebt, dass die Anforderungen unserer Leistungsgesellschaft ihn an einer natürlichen Lebensweise hindern. Dieser Konflikt ist aktuell Thema seines seelischen Geschehens. Der Träumer hat Persönlichkeitsanteile zur Verfügung, mit denen er sich gegen eine Überforderung wehren kann. Diese seelischen Ressourcen sind zwar noch schwach, aber die Psyche des Träumers hat die phantastische Fähigkeit sich zu entwickeln.
Es ist doch erstaunlich, was man aus wenigen Traumzeilen alles herauslesen kann. Wollen auch Sie diese Kunst beherrschen? Dann können Sie hier das Buch kaufen:
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