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Traum und Analyse: "Fallen"

Der Traum:
Ich sitze mit Freunden im Kino und sehe einen dieser neuartigen 3D-Filme, für die man diese spezielle Brille aufsetzen muss. Der Film heisst "Oben im Himmel". Der Kinosaal ist überfüllt, deshalb bauen die Betreiber des Kinos im Foyer eine provisorische Leinwand auf und stellen eine Reihe Stühle hin. Mich nervt die 3D-Brille, sie will nicht recht passen und verrutscht immer. Der Film beginnt: 3 Fallschirmspringer sind sprungbereit an der Luke eines Flugzeuges. Der Wind pfeift ihnen um die Nase, sie warten auf das Kommando zum Absprung. Plötzlich kann ich den Film beeinflussen, ich habe Angst und deshalb bestimme ich, dass die drei nicht springen.
Nach dem Film gehe ich durch die Stadt, nein ich "gehe" nicht, ich kann fliegen. Allerdings nur langsam und schwerfällig, so wie schwimmen. Auch kann ich nicht nach oben fliegen, bleibe immer einen Meter über dem Boden.

 
 
Hinweis zum Verständnis: [Hinweis ausblenden]
Träume zu analysieren ist einfach, doch es braucht dazu einiges an Hintergrundwissen. Dieses Wissen hier zu vermitteln würde den Rahmen der Webpräsenz sprengen, (und natürlich möchte ich auch, dass Sie mein Buch lesen ;-) Als "Laie" wird Ihnen in der Analyse wahrscheinlich einiges fremd und unverständlich vorkommen, im Buch jedoch sind alle Zusammenhänge ausführlich und wissenschaftlich fundiert erklärt. Leser des Buches werden die hier verwendete Terminologie und die Herleitungen ohne Weiteres verstehen - und Traumanalysen selbst durchführen können.

 Buch Vorderseite

320 Seiten
37 Abbildungen
ISBN 978-3-943468-02-1
12.80 € [D]   13.25 € [A]

Anazon
 
 

Die Traumtafel: [Traumtafel einblenden]

Die Analyse:
 
 
Für alle Träume gilt: [ausblenden]
Alles, was im Traum gezeigt wird, sind Persönlichkeitsanteile des Träumers. Solche sind zum Beispiel: Gewissensinhalte, Erfahrungen, seelische Fähigkeiten, Strategien, Schutzmechanismen, Kräfte und Ressourcen, Bedürfnisse, Ängste ... Alle Inhalte also, die zusammen den "seelischen Apparat" des Träumers gestalten.

  Da wir in Bildern träumen, muss die Traumpsyche auch solch "gegenstandslose Elemente" als Bild darstellen. Dazu verwendet sie Symbole. Objekte, Tätigkeiten (z.B. fliegen, fallen ...), Eigenschaften (z.B. rot, warm ...) aber auch Menschen und eine Vielzahl anderer Elemente. Die Kunst ist nun, die Bedeutung dieser Symbole zu bestimmen.

  Die Bedeutungen der Symbole wurden durch die Erlebnisse der gesamten Menscheit in der kollektiven Psyche verankert. Sie können deshalb bewiesen werden, sind allgemeingültig und hängen nicht von der Person des Träumers (und des Traumdeuters) ab.

  Behalten Sie bitte im Hinterkopf während Sie die folgende Analyse lesen: Alle Inhalte sind Persönlichkeitsanteile des Träumers!
 
 

Der Traum beginnt klassisch mit einer realistischen Situation. Das Traum-Ich geht ins Kino, daran ist nichts außergewöhnlich. Doch sofort tauchen unwirkliche Elemente auf: Die provisorische Leinwand, die Stuhlreihe im Foyer. Später dann ist das Traumgeschehen vollkommen unrealistisch: Der Träumer kann die Filmhandlung beeinflussen, und gegen Ende kann er sogar fliegen. Dieses Abgleiten ins Unrealistische ist ein sicheres Anzeichen dafür, dass es sich um einen Jung'schen TraumTraumdeutung Stichwort handelt. Wir analysieren daher im Lichte der Symbolik aus dem kollektiven UnbewusstenTraumdeutung Stichwort:

  Der Einstieg in den Traum zeigt den aktuellen seelischen Standpunkt. Wie ist der?
Nun, es sind reichlich patriarchale Symbole vorhanden: "Oben", "Drei", "Flugzeug", "Himmel". Der Träumer befindet sich psychisch also im P-BereichTraumdeutung Stichwort. Herrlich, was für ein Symbol die Traumpsyche wählt um das zu zeigen: Die "3", als eines der mächtigsten P-SymboleTraumdeutung Stichwort, wird hier verwendet darzustellen, welche "Sichtweise" der Träumer aktuell hat: Er sieht die Welt durch die 3D-Brille. So wie man die Welt durch die rosarote Brille sehen kann, kann man die Welt auch im Lichte unserer Leistungsgesellschaft wahrnehmen. (D. h. großes Gewicht haben die Werte des gesellschaftlich geprägten Gewissens. Dominierend im Denken, Fühlen und Handeln sind also die Regeln und Anforderungen unserer Leistungsgesellschaft.) Passend zum OrientierungsschemaTraumdeutung Stichwort sind diese P-Anteile oben. Der Traum nimmt Personen um diese seelischen Kräfte darzustellen, es sind die Fallschirmspringer, und natürlich sind es 3 an der Zahl.
  Auch auf der TraumtafelTraumdeutung Stichwort ist diese P-Lastigkeit deutlich zu erkennen: Die rechte Seite (mit den patriachalen Symbolen) ist stark belegt. Patriarchale (geistik-abstrakte) Werte und matriarchale (körperlich-emotionale) Werte schließen sich gegenseitig aus, folgerichtig ist auf der Traumtafel die linke Seite (mit den matriarchalen Symbolen) beinahe leer. Diese Leere bedeutet seelisch: Die Persönlichkeitsanteile, die für die körperlichen, emotionalen, lebendigen Bereiche stehen, dürfen zur Zeit nicht gelebt werden.

  Typisch sind diese Träume, wenn der Träumer aufgrund gesellschaflicher Zwänge oder/und beruflicher Anforderungen gezwungen ist, seine "natürliche" Seite zu vernachlässigen. Sollte dieser Zustand andauern, ist das Auftreten seelischer (und evtl. auch körperlicher) Symptome wahrscheinlich. Auf jeden Fall aber bedeutet es ein herber Verlust von Lebensqualität.
  Die Psyche weiß das natürlich, und so existieren Persönlichkeitsanteile, die versuchen einen Ausgleich herzustellen: Die natürlich-emotionale Seite soll stärker werden. Woher wissen wir das? Der Traum zeigt es uns: "Mich nervt die 3D-Brille, sie will nicht recht passen und verrutscht immer." Übersetzt: Sein Leben im Sinne einer der Natur abgewandten partriachalen Dressur zu führen passt nicht mehr zu den Bedüfnissen des Träumers. Es steht also ein seelischer Stellungswechsel an. Das heisst, die Bedürfnisse, Ansprüche, Überzeugungen und Werte sind im Begriff sich zu ändern. Es ist ein klassischer P/M-KonfliktTraumdeutung Stichwort, den der Träumer durchmacht.

  Doch hier bleibt es nicht bei der Darstellung des Konfliktes, dieser Träumer leistet schon seelische Arbeit - er ist im Begriff seine Persönlichkeit zu entwickeln. Auch das zeigt der Traum: Die P-Potenzen (die Fallschirmspringer) sind nicht festzementiert, sie sind sprungbereit. Das heisst, die Psyche ist bereit und stark genug, sich auf Veränderungen einzulassen. Änderungen Richtung M-PotentialTraumdeutung Stichwort, denn die Fallschirmspriger wollen den oberen Bereich verlassen und sich nach unten stürzen. Auch hier passt das Orientierungsschema wieder perfekt, denn M-Fähigkeiten sind unten, auf der Erde. Der Träumer ist also seelisch bereit, die Wertvorstellungen unseres Patriarchates (Karriere, Status, Leistung, Geld) abzuschwächen, zu Gunsten einer Lebenseinstellung, bei der Gefühl, Menschlichkeit und Körperlichkeit einen höheren Stellenwert einnehmen.
  Aber eine solche Entwicklung ist "gefährlich", denn in unserer Leistungsgesellschaft wird es nicht akzeptiert, wenn man sich ihren Prinzipien entgegenstellt. Wenn der Fallschirm nicht aufgeht, wird der Träumer beruflich und gesellschaftlich "abstürzen". Ausserdem sind patriarchale Werte im Gewissen verankert, und wenn man gegen Gewissensinhalte verstößt drohen seelische Schmerzen: das schlechte Gewissen. Es ist also für die Psyche des Träumers nicht ohne Risiko, seine Lebenseinstellung zu verändern. Deshalb wird die Veränderung nur unverbindlich eingeleitet: Der Träumer sitzt nicht selbst im Flugzeug, die Traumpsyche schickt SeelenführerTraumdeutung Stichwort vor. Und ein weiterer Trick der Traumpsyche um die Verbindlichkeit der Entwicklung abzuschwächen wird angewandt: Selbst im Traum ist das Geschehen nicht real sondern nur ein Film. Und sogar der wird nur auf einer provisorischen Leinwand gezeigt. Die seelische Bereitschaft für Veränderung ist also nicht allzu ausgeprägt. Und deshalb bläst die Psyche zum Rückzug: Das Traum-Ich bestimmt, dass die Fallschirmspringer nicht springen, der seelische Wechsel findet also nicht statt.
  Ein bisschen M-Fähigkeit hat der Träumer dennoch erlangt. Die P-Anteile wurden in Frage gestellt und somit geschwächt, zudem hat die Psyche eine Veränderung ausprobiert. Das allein schon schenkt dem Träumer eine Erweiterung seiner Persönlichkeit. Die P-Potenzen sind zwar noch stark und möchten die Psyche höher auf die rational-spirituelle Ebene heben (die "Bodenhaftung" ist nicht mehr gegeben), den neu erworbenen M-Fähigkeiten gelingt es aber schon, den Aufstieg zu verhindern: "Auch kann ich nicht nach oben fliegen, bleibe immer einen Meter über dem Boden." Dass die P-Wertigkeit abgenommen hat sieht man auch daran, dass das Fliegen mühsam ist: "Allerdings nur langsam und schwerfällig, so wie schwimmen." Die P-Potientiale mussten also Federn lassen zu Gunsten von M-Potential. Fazit: Der Träumer erlebt, dass die Anforderungen unserer Leistungsgesellschaft ihn an einer natürlichen Lebensweise hindern. Dieser Konflikt ist aktuell Thema seines seelischen Geschehens. Der Träumer hat Persönlichkeitsanteile zur Verfügung, mit denen er sich gegen eine Überforderung wehren kann. Diese seelischen Ressourcen sind zwar noch schwach, aber die Psyche des Träumers hat die phantastische Fähigkeit sich zu entwickeln.

Es ist doch erstaunlich, was man aus wenigen Traumzeilen alles herauslesen kann. Wollen auch Sie diese Kunst beherrschen? Dann können Sie hier das Buch kaufen:


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